03.02.2022
Dreifach ausgezeichnet
Prof. Dr. Florian Kapmeiers Arbeit mit Klimasimulationsmodellen trägt zu nachhaltiger Managementausbildung bei.
Von Sven Rottner & Florian Kapmeier
Der Kampf gegen den Klimawandel ist eine Menschheitsaufgabe, die intensive Bemühungen erfordert. Mit den interaktiven Rollenspielen Climate Action Simulation und World Climate Simulation möchte Prof. Dr. Florian Kapmeier zeigen, welchen Einfluss jede und jeder einzelne auf die Veränderung des Klimas hat und wie Politik und Wirtschaft rechtzeitig umsteuern sollten. Professor Kapmeiers Engagement wurde zwischenzeitlich mehrfach ausgezeichnet und rückt auch im deutschen Bildungssystem stärker in den Fokus.
Die beiden interaktiven Rollenspiele Climate Action Simulation und World Climate Simulation hat Professor Kapmeier als Partner des amerikanischen Think Tanks „Climate Interactive“ gemeinsam mit der MIT Sloan Sustainability Initiative und der Climate Change Initiative der University of Massachusetts Lowell entwickelt. In diesen dualen Simulationen wird die Simulation des Klima-Energiesystems mit den beiden Klimasimulationsmodellen C-ROADS und En-ROADS, die von Entscheidungstragenden weltweit genutzt werden, in die Simulation eines sozialen Systems—einem Klimagipfel der Vereinten Nationen—eingebettet. Die Teilnehmenden die Rolle von Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft einnehmen.
In mehreren Verhandlungsrunden ringen die verschiedenen Interessensgruppen um die besten Strategien die globale Erwärmung bis zum Jahr 2100 auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Die Verhandlungsergebnisse werden in C-ROADS und En-ROADS eingegeben, wodurch die Teilnehmenden sofort erkennen können, ob die von ihnen entwickelten Maßnahmen ausreichen oder ambitionierteres Handeln erforderlich ist.
Motiviert gegen den Klimawandel
Die beiden Rollenspiele sollen die Teilnehmenden zu mehr Engagement im Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel motivieren. Professor Kapmeier fasst den Kern des Problems zusammen: „Die meisten Menschen sehen zwar den Klimawandel, denken aber, dass sie nichts dagegen ausrichten können. Es fehlt die persönliche Betroffenheit. Die beiden interaktiven Rollenspiele setzen dieser Sichtweise etwas entgegen und motivieren zum Handeln.“
Mittlerweile haben mehr als 140.000 Menschen aus mehr als 100 Ländern an den Rollenspielen teilgenommen. In einer repräsentativen Studie gaben 81 Prozent der Teilnehmenden an, nach den Spielen motivierter im aktiven Kampf gegen den Klimawandel zu sein.
Inspirierend und interdisziplinär
AACSB International, ein Zusammenschluss der führenden Business Schools weltweit, zu dem auch die ESB Business School gehört, zeichnete Professor Kapmeiers Engagement letztes Jahr mit dem Preis „Innovations that Inspire“ aus. Die Association to Advance Collegiate Schools of Business (AACSB) hebt mit der Auszeichnung besonders innovative Ideen in der internationalen Managementausbildung hervor. Mit der Climate Action Simulation setzte sich Professor Kapmeier gegen eine Vielzahl von Mitbewerbern durch. An der ESB Business School gehört die Climate Action Simulation fest zu seinen Vorlesungen und Seminaren.
Auch die Academy of Management, eine internationale Vereinigung von Managementwissenschaftlern und -organisationen, unterstrich bei ihrer Konferenz 2021 den besonderen Stellenwert der Climate Action Simulation. Sie zeichnete den von Professor Kapmeier und seinen Kolleginnen aus den USA und Großbritannien konzipierten Workshop als besten „Professional Development Workshop“ in der Kategorie „Management Education and Development“ aus. Die Academy würdigte besonders die hohe Relevanz des Themas für die Managementausbildung.
Wie wichtig die Sichtbarkeit des Klimawandels und seiner Folgen in der Hochschullehre sei, betonte auch das Heidelberger Zentrum Bildung für nachhaltige Entwicklung der PH Heidelberg. Im vergangenen Jahr verlieh das Zentrum erstmals den Lehrpreis „Hochschullehre für eine nachhaltige Entwicklung“. Mit der Climate Action Simulation und der World Climate Simulation belegte Professor Kapmeier den dritten Platz. Der Jury aus Hochschullehrenden, Studierenden und Vertretern aus der Politik gefiel besonders gut, dass die Simulationen bereits Eingang in unterschiedliche Disziplinen der Hochschullehre gefunden haben und die Studierenden motivieren, sich für mehr Klimaschutz zu engagieren.
Relevant auch für Unternehmen
In einem kürzlich abgeschlossenen Projekt für das Umweltministerium von Baden-Württemberg hat Professor Kapmeier mit seinem Team die Materialien zur Nutzung der Spiele auf Deutsch erstellt. Nun möchte er gemeinsam mit den Ministerien für Umwelt und Kultus von Baden-Württemberg und der Klett-Verlagsgruppe die Klima-Rollenspiele im Geographieunterricht an Schulen verankern: „Es ist wichtig, Jugendliche frühzeitig für das Thema zu sensibilisieren. Wenn bereits in der Schule Wege aus der Krise aufgezeigt werden, können Schülerinnen und Schüler besser verstehen, warum wir diese Transformation so schnell brauchen, wie sie aussehen könnte und wie ihre Rolle darin sein könnte.“
Das sei auch für Entscheidungstragende in Unternehmen relevant. Auch hier sieht Professor Kapmeier klare Vorteile: „Teilnehmende aus Unternehmen erkennen in den Spielen schnell, dass Klimaschutz und Prosperität miteinander einhergehen.“ Er ist hoffnungsvoll, die ambitionierten Ziele zu erreichen: „Wir müssen nur schnell, entschlossen und gemeinsam handeln.“